Nach 2010 & 2012 darf unser Trainer David Klose zum 3. mal einen Meistertitel mit dem VfL bejubeln. 2010, als absoluter Außenseiter, gewann er als Spielertrainer mit der neugegründeten 1b den Titel in der C-Klasse Mainz-Bingen West 1. Renommierte 1. Mannschaften wie den FSC Ingelheim, Fidelia Ockenheim, Sponsheim, Kempten & Appenheim wurden seinerzeit hinter sich gelassen. Titel Nummer folgte nach einem Sabbatjahr 2 Jahre später in der B-Klasse, als man bereits zu Ostern eine herausragende Saison mit dem Titelgewinn krönen konnte und die Zeitung auf Grund der frühen Feierlichkeiten titelte „Sie sind die Meister der Meister“. Wie unser Trainer, der seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hat, den Tag des 3. Titelgewinns erlebte, erklärt er hier.
Bereits am Vortag kontaktierte ich per WhatsApp meinen Zornheimer Trainerkollegen & alten Bekannten Volker Gerstel mit den Worten: „Volker ich zähl morgen auf dich!“ Seinem „boah…danke!“ folgte die Info dass die Jungs nen guten Saisonabschluss wollen, er aber keinen von der 1. Mannschaft zur Verfügung habe. Pünktlich vor dem Anpfiff der Zornheimer bat ich Volker mir einen Ticker zu senden solange es spannend sei. Während dem Spiel unserer 1b versäumte ich es auf das Handy zu schauen und erst nach 30 Minuten erreichte mich die Info aus Zornheim, dass die Hassia eine 1:0 Führung der Gastgeber in der 30. Minute ausgleichen konnte. Um 13:19 Uhr erreichte mich die Info „Halbzeit“ und ab da startete die große Ungewissheit. Minütlich wartete ich auf eine Info aus Zornheim, Volker Gerstel war seit der Halbzeit nicht mehr online gewesen, mich beschlich das Gefühl, dass er den Ticker ausgesetzt hatte, weil Hassia mittlerweile wohl mit 6 oder 7 Toren Vorsprung führen würde. Punkt 14:00 Uhr rief ich meine Jungs in die Umkleide und ging nochmals die Aufstellung durch. Als um 14:19 Uhr alle umgezogen waren und ich die heutigen taktischen Anweisungen wie unseren Pressingpunkt durchgehen wollte, schaute ich noch ein letztes mal aufs Handy. Dort stand „fertig..“!!! Ich erwiderte „Wir lieben euch“. Ich versuchte mit ruhiger Stimme den Jungs zu sagen, dass Zornheim einen Punkt geholt hat und wir heute den Titel einfahren könnten. Tosender Jubel brach aus. Ein Spieler warf ein, dass wir uns nicht zu früh freuen sollten, aber der Raum war so voller Energie, dass ich sofort jedem klarmachen wollte, dass uns das Ergebnis beflügeln wird und jeder dieses Gefühl konservieren solle. Hochkonzentriert und voller Zuversicht ging es ans Aufwärmen, es war uns völlig egal wer sich da drüben aufs Spiel vorbereitete, nicht ein Blick streifte das Bingerbrücker Warmachprogramm. Die Ansprache an die Mannschaft kurz vor Anpfiff nahm ich erstmalig oben in der Gaststätte vor, wo die vergangenen 8 Meisterfotos die westliche Wand des Vereinsheims schmücken. Während meiner Ansprache kamen unserer Beisitzerin die Tränen, so sehr wird in diesem Verein der Fussball miteinander gelebt dachte ich mir. Unterdessen machte sich mein Abteilungsleiter Sebastian Frey mit einem Spieler der 2. Mannschaft auf zu mir nach Hause, wo wir die Meistershirts für kommende Woche gebunkert hatten und die Druckerpresse steht. Das VfLFW Logo und das Sponsorenlogo hatten wir bereits aufgedruckt, der Meister Schriftzug sollte nach dem Bingerbrück-Spiel folgen. In Windeseile bedruckte Sebastian die Shirts mit „MEISTER 2017“ und kehrte Mitte der 2. Halbzeit zum Spielgeschehen zurück. Da war das Spiel bereits entschieden, wir führten nach Treffern von Tobias Koeder & Taha Altemir mit 2:0 und sollten noch 2 weitere Tore nachlegen. Emotional war es als Tobias Koeder das wichtige 1:0 markierte. Jener Tobias Koeder mit dem ich meine gesamte Kindheit auf den Bolzplätzen verbrachte und der nun mit 36 Jahren in seinem letzten Spiel den VfL Richtung Titel schoss. Emotionaler geht es kaum. Nach Abpfiff war mir nicht so recht nach jubeln zu Mute, zu viel Druck fiel erst einmal von mir ab. Es war während der gesamten Rückrunde nie eine Angst zu versagen da, auch Nervosität die mir und den Jungs oft unterstellt wurde, war kein Thema, aber der Unterschied Meister oder 2. zu werden ist in Frei-Weinheim groß. Als Meister mit einer 1. Mannschaft (und nur die 1. Mannschaften wie ich 2010 feststellen durfte) kommst du auf das heiligste was es in unserem Vereinsheim gibt, die „Wand der Meister“. Hier sind wir nun der 9. Meister in 96 Jahren Vereinsgeschichte. Für die Jungs mag es ein Highlight sein vor 800 Zuschauern in einem Relegationsspiel aufzusteigen, aber für uns Trainer zählt ausschließlich der Titel und in Frei-Weinheim das damit verbundene Meisterfoto, was auch in 50 Jahren noch hängen wird. Früh, als einer der Ersten verabschiedete ich mich still und heimlich von der spontanen Meisterfeier. Wer mich am Seitenrand kennt, der weiss dass ich die Spiele permanent gedanklich und körperlich begleite und daran teilhabe, dementsprechend früh gehe ich sonntags schlafen. Diese Nacht sollte kurz werden, um 4:22 Uhr schlug der Hund an, als ein gutes Duzend Spieler und Fans auf der Straße vor meiner Haustür „Meistertrainer Ole'“ skandierten… unfassbar … nur in Weinum!
MEISTERTRAINER OLE‘
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